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Die große Liebe:
7 Jahre wie ein Tag! - Und dann?
„Verbandelt und doch übel behandelt?“
In der Bibel gibt es uralte Paargeschichten, die sich spannend lesen. Eine ist die von Jakob und Rachel im Buch Genesis 27-30.
Jakob hat seinem Bruder Esau übel mitgespielt und muss von zu Hause fort. Er zieht weit weg zu seinem Onkel Laban. Als er in die Nähe des Dorfes kommt, begegnet er am Brunnen dessen Tochter, der bildhübschen Rachel. Noch bevor sich Jakob ihr vorgestellt hat, küsst er sie schon! Er will sie unbedingt haben. Dafür arbeitet er sieben Jahre hart als Schafhirt, um den Brautpreis zu verdienen. Die sieben Jahre vergehen dem Verliebten wie ein Tag, so sehr freut er sich auf Rachel. Endlich die Hochzeit, aber da: in der Nacht wird ihm deren ältere Schwester Lea untergeschoben! Morgens entdeckt er die Tat des Onkels, der sich herausredet, erst müsse gemäß Sitte die Ältere verheiratet werden. Die Jüngere kriege er auch, natürlich für weitere sieben Jahre Arbeit. Was bleibt Jakob übrig? Er bekommt sie immerhin nach einer Woche, sozusagen im Voraus. Ist die Liebe nun perfekt? Keineswegs: Rachel hat die Liebe ihres Mannes, und die ungeliebte Lea bekommt die Kinder! Aber den ganzen Wert spürt die Frau erst als Ehefrau und Mutter! Das macht Stress bei dem Liebespaar. Rachel schreit Jakob an: „Her mit Kindern!“ und er schreit zurück: „Bin ich denn der liebe Gott, der einfach welche herbeizaubern könnte?“ In ihrer Verzweiflung probiert es Rachel sogar mit dem Essen einer Frucht, die sexuelle Kraft steigern soll, sog. Liebesäpfeln. Schließlich wird sie schwanger und gebiert einen Sohn. Aber da die Schwester mehrere Söhne hat, reicht dieser eine nicht, sondern sie will mehr. Das kostet sie bei der Geburt von Benjamin das Leben. Eine tragische Liebe, die Jakob bis zum Tod betrauert!
Vielen geht es so: Da ist der Traum von der großen Liebe, die alle Wünsche erfüllt! Die partnerschaftliche Liebe wird idealisiert und vom anderen erwartet man „mein ganzes Heil auf Erden“! Aber was wird daraus, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden? Der Stress, die Ansprüche, belasten enorm und vergiften das Leben. Jede_r hat immer nur ein Stück vom Kuchen. Und manchmal geht es tragisch aus, wenn die Ansprüche wie bei Rachel weiter und weiter gehen und es nie genug ist.
Enttäuschungen können hilfreich sein, wenn sie von einer (Selbst-)Täuschung befreien. Und: Gott als Dritter in der Beziehung hat immer ein offenes Ohr, wenn es mit dem/der Partner_in mal nicht klappt!
Tiefer einsteigen —
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Eleonore Reuter, Böses Erwachen – Jakobs Doppelhochzeit, in: Kath. Bibelwerk, Die Jakobserzählung, 2009.
www.bibelwerk.de
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